Wir erwarten im Advent die Geburt des Sohnes, wir stehen Weihnachten andächtig vor dem Bild der Heiligen Familie. Die Geschichten im Adventskalender sind eine heilsame Störung eines allzu harmonischen Bildes. Was wäre, wenn an der Krippe Maria fehlte? Gibt es Weihnachten ohne Jesus? Könnte Josef beweisen, dass er dazugehört zur Familie? Und hatten die Eltern an der Krippe eigentlich eine Heiratsurkunde?
Viele Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten, leben mit uns hier in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Yonas und Lemlem, Wahid, Palis und ihre Mutter, Salah, Hakim und seine Söhne und alle, die Sie auf dieser Seite in der Adventszeit kennenlernen können – sie sind unsere Nachbarinnen und Nachbarn.
Im Online-Adventskalender erzählen sie die Geschichten ihrer Familien: Vom Leben in den Heimatländern, der Flucht, von Familientrennungen und der Sehnsucht nach Zusammenleben. Es sind eindrückliche Zeugnisse von Hoffnung, quälendem Warten bürokratischen Verzögerungen, furchtbaren Verlusten. Manche der Geschichten haben ein Happy End, bei anderen wird es keines mehr geben können.
Die Familie steht unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung. Das sagt unser Grundgesetz. Die Politik der Bundesrepublik schränkt diesen Schutz für Geflüchtete und ihre Familien dramatisch ein. Das widerspricht nicht nur dem Sinn des Grundgesetzes, es widerspricht auch unserer christlich-humanitären Grundüberzeugung.
Wir sollten den Advent als Zeit der Besinnung und Umkehr nutzen und müssen als Kirche deutlich Stellung beziehen: Familien gehören zusammen!
Allen Erzählenden danken wir sehr für ihre Offenheit und ihren Mut und allen weiteren Mitwirkenden, besonders den Flüchtlingsbeauftragten der Kirchenkreise in der Nordkirche, für ihr Engagement. Den Geschichten wünschen wir viele Leser*innen und dem Adventskalender eine weite Verbreitung. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass auch die Familien unserer neuen Nachbarinnen und Nachbarn besonderen Schutz erfahren.
Dietlind Jochims
Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche und Vorstandsvorsitzende der Ökumenischen BAG Asyl in der Kirche