Tag des Kirchenasyls: Erinnern an die christliche Verpflichtung hinzusehen und etwas entgegenzusetzen

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Am 30. August 1983 starb in Berlin der 23-jährige politische Flüchtling Cemal Kemal Altun. Aus Angst vor der Abschiebung und vor drohender Folter in der damaligen Militärdiktatur in der Türkei stürzte er sich während seiner Verhandlung aus dem Fenster des Gerichtssaals.

Altuns Tod gab den Anstoß für die ersten Kirchenasyle: Kirchengemeinden wollten nicht mehr hinnehmen, dass Menschen aus Furcht um ihr Leben keinen anderen Ausweg mehr sehen, als sich dieses zu nehmen. Seit 2019 begehen wir am 30. August den Tag des Kirchenasyls. Damit gedenken wir Cemal Kemal Altun und erinnern an die christliche Verpflichtung, genau hinzusehen und etwas entgegenzusetzen, wenn Menschenrecht und Würde Anderer bedroht sind.

2025 jährt sich auch der „Sommer der Migration“ zum zehnten Mal. Wir möchten in positiver Erinnerung behalten, was manche als Schreckensszenario bezeichnen, das sich nicht wiederholen darf. Wir erinnern die Menschen auf der Flucht, die Nachbar*innen, die zusammenrückten und halfen, die Vielen, die voller Überzeugung ein gutes Zusammenleben mitgestalteten. Gleichzeitig schützten Kirchengemeinden bereits 2015 Menschen vor Abschiebungen in unwürdige Aufnahmeverhältnisse innerhalb Europas.

Zehn Jahre später fordern Regierung und Innenminister*innen Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien und fantasieren von Abschiebezentren außerhalb der EU. Menschenunwürdige Zustände und Gewalt in anderen EU-Mitgliedsstaaten werden ignoriert, selbst wenn über manche Länder breit bekannt ist, wie schlecht es dort um die grundlegenden Menschenrechte von Schutzsuchenden bestellt ist.

Wir, Engagierte aus der Kirchenasylbewegung aus ganz Deutschland, beobachten mit großer Sorge, dass die Entscheidungs- und Abschiebepraxis sich dem politischen Willen der jeweiligen Regierung, nicht aber den menschenrechtlichen Vorgaben unterordnet. Kirchen, die Schutz gewähren, werden in Politik und Presse zunehmend diffamiert. Damit muss Schluss sein!

Wir haben eine Verantwortung gegenüber Menschen, die Schutz vor Verfolgung, Krieg, Entrechtung oder Gewalt benötigen. In den besonderen Härtefällen, auf die wir mit einem Kirchenasyl aufmerksam machen, fordern wir auch von staatlicher Seite ein Bemühen um gute humanitäre Lösungen.